
Vita
1964 in Offenburg geboren,
nach dem Abitur 1984 Ausbildung zur Zahntechnikerin
1994 - 2005 Besuch verschiedener Kurse für Skulpturen bei
B. Görmann, arbeiten in Ton, Skulpturen, Reliefs,
autodidaktisches Arbeiten
Intensive Beschäftigung mit Tanz, Jazz- und Modern- Dance in
den 80 Jahren, seit 2010 mit Tango Argentino
seit 2007 Besuch des Atelier Henon in Dieburg
Beschäftigung mit Aktzeichnung, verschiedene
Techniken der Malerei (Öl, Acryl und Aquarell)
seit 2012 Skulpturen in Bronze, wobei immer die menschl. Figur
im Mittelpunkt steht
Arbeiten von Kerstin Briggmann
von Dr. M. Wallich
Kerstin Briggmann lebt und arbeitet in Groß-Umstadt. Studienreisen führen sie in die verschiedensten Galerien und Tanztheater Europas; hier sammelt sie Eindrücke und neue Erfahrungen. In ihren Skulpturen scheinen ein großer Formenreichtum sowie die Lust an Gestaltung und Energie auf. Die Vielzahl plastischer Techniken überrascht den Betrachter; Gegenständliches und Abstraktes, Visionäres und Naturhaftes fügen sich zu elementaren Kompositionen. Die menschliche Figur steht im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens Briggmanns. In ihren Statuen und Reliefs erfasst die Künstlerin flüchtige Gestimmtheiten und sinnliche Momente und transponiert sie auf eine existentielle Ebene. Die Plastiken, die Grundgesten freudiger Leichtigkeit, leidenschaftlicher Intimität sowie staunender Würde und ernster Endlichkeit festhalten, markieren Dimensionen und Grenzpunkte der Conditio humana. Auf geradezu phänomenologische Weise wird darauf vertraut, dass der genaue Blick auf die menschlichen Erfahrungen/Gesten schon die Antworten auf die Fragen enthält, die der Mensch stellt. („Das Warum ist im Wie immer schon enthalten“; Mircea Eliade.)
Kunst war und ist immer ein zentraler Teil von Briggmanns Leben. Hier lässt sich eine Kontinuität von früher Balletterfahrung, Beschäftigung mit Jazz-/Modern-Dance und Tango Argentino, filigraner Handwerkskunst, beruflich eingeübter Akribie und Treue zum Detail, sowie skulpturaler Arbeit ausmachen.
Kunst beinhaltet das Wagnis der Präsentation und Selbstpreisgabe; die Beschäftigung mit persönlich berührenden Fragen wird öffentlich. Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht aber von „ästhetischer Pathodizee“ und meint damit, dass sich das Menschsein einzig ästhetisch-künstlerisch rechtfertigen lässt, dass die Kunst allein dem Menschen hilft, Leid, Schmerz oder Wahrheit überhaupt zu ertragen, und dass das ästhetische Projekt, genau zu sehen und zu begreifen, noch lange nicht abgeschlossen ist. Briggmann scheint hier auch Spinozas Vermutung Recht zu geben, wonach wir noch nicht wissen, was der menschliche Körper vermag. Ihre Arbeiten spüren diesem körperlichen Urvermögen nach.
Briggmanns Figuren, die sich im Spannungsfeld von Ruhe, Konzentration sowie äußerster Dynamik und Ekstase bewegen, legen eine tiefe Kenntnis des menschlichen Körpers offen; ihre letzten Arbeiten, die Menschen bei Tanz und gymnastischen Übungen zeigen, spiegeln die Faszination, intensive Beschäftigung und lange Vertrautheit mit dem Thema. Bewegung wird als Inbegriff/Urphänomen des Lebens verstanden. Und beseelt erscheint der Künstlerin alles, was eine solche Haltung einnimmt oder einen derartigen Ausdruck verrät.
„Schaffen von Formen heißt: leben.“ August Macke
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Paul Klee
„Durch Anschauen allein erfahre ich nicht die Gestalten der Kunst, ich muss mich darin verwandeln.“
Karl Jaspers
